Kommentar: Warum Bielefeld endlich legale MTB-Trails braucht
Ganz ehrlich: Was in Bielefeld gerade beim Thema Mountainbiken passiert, ist ein Witz – und zwar keiner, über den man lachen kann.
Der MTB Bielefeld e.V. hat sich in nur wenigen Jahren zu einem richtig starken Verein entwickelt. Über 340 Mitglieder, unzählige Kids, engagierte Eltern und Trainer – und das alles komplett ehrenamtlich. Die Begeisterung für den Sport ist riesig. Aber das Problem: Es gibt in Bielefeld keine einzige legale MTB-Strecke.
Wer also trainieren will, fährt aktuell illegal. Und riskiert dabei eine Strafe von 180 Euro, wenn er im Wald erwischt wird. Klingt absurd? Ist es auch.
Zwischen Wachstum und Bürokratie
Der Verein macht alles richtig: Er hat sich organisiert, ist versichert, sucht aktiv den Dialog mit der Stadt, dem Umweltdezernat und dem Forst. Es wurde sogar schon eine potenzielle Strecke besichtigt – intern nennen sie sie „Mufflontrail“. Klingt cool, oder? Leider ist es bisher nur eine Idee auf Papier.
Von der Stadt heißt es: „Ihr müsst erst ein festes Konzept vorlegen.“
Klar, das ist grundsätzlich verständlich. Aber während man in Bielefeld noch Konzepte schreibt, bauen Nachbarkommunen wie Oerlinghausen längst legale Trails. Dort steht der Verein kurz vor Baustart. In Bielefeld? Stillstand.
Das eigentliche Problem liegt tiefer
Ein großer Teil des Bielefelder Waldes ist in Privatbesitz – über 300 verschiedene Eigentümer teilen sich die Fläche. Das macht Genehmigungen extrem schwierig. Und trotzdem: Wenn man will, geht’s. In anderen Städten haben es Vereine längst geschafft, gemeinsam mit Forst und Umweltbehörden praktikable Lösungen zu finden.
Das Problem ist also weniger rechtlicher Natur – sondern eine Frage des politischen Willens.
Dabei leistet der Verein enorm viel
Der Verein sorgt nicht nur für Bewegung, sondern für Werte: Rücksicht, Technik, Respekt vor der Natur. Das Trainerteam legt Wert auf umsichtiges Fahren, nicht auf wildes Geballer.
Und es gibt sportliche Erfolge, die Bielefeld eigentlich stolz machen müssten:
- Patrick Weitkamp, Deutscher Meister und WM-Bronze im Cross Duathlon
- Espen Bednarek, NRW-Landesmeister U13, zusammen mit seinen Geschwistern regelmäßig auf dem Podium
Trotzdem müssen die Kids zum Trainieren raus aus der Stadt, auch ins Sauerland oder nach Österreich fahren. Nur weil es in ihrer Heimatstadt keine legale Strecke gibt.
Vater Sebastian Bednarek bringt’s auf den Punkt:
„Es hat schon einen bitteren Nachgeschmack, wenn Kinder, die einfach nur Sport treiben wollen, im schlimmsten Fall 180 Euro zahlen müssten.“
Was Bielefeld jetzt braucht
Ganz einfach: Mut und Pragmatismus.
Niemand fordert einen Bikepark mit Lift und Kasse. Drei bis vier legale Trails, sauber angelegt, beschildert und gepflegt – das würde schon reichen.
Damit hätte man sichere Trainingsmöglichkeiten, Entlastung für den Wald und endlich ein Angebot, das dem wachsenden Interesse am Mountainbiken gerecht wird.
Mein Fazit
Der Verein MTB Bielefeld e.V. zeigt, was Engagement leisten kann.
Die Stadt Bielefeld zeigt dagegen gerade, wie man eine Bewegung ausbremst, bevor sie richtig Fahrt aufnimmt.
Wenn man jungen Menschen beibringen will, Verantwortung für sich, ihr Material und die Natur zu übernehmen, dann muss man ihnen auch Räume geben, um das zu leben.
Es ist höchste Zeit, dass Bielefeld aufwacht – sonst fahren die Kids nicht nur in den Wald, sondern irgendwann auch aus der Stadt raus.





