Mobilität neu denken: Damit Kinder wieder sicher Radfahren können

Immer weniger Kinder fahren mit dem Fahrrad zur Schule – dabei wäre gerade das tägliche Radeln ein wichtiger Baustein für ihre Gesundheit und Selbstständigkeit. Laut dem Robert-Koch-Institut erfüllen nur rund ein Viertel der Kinder in Deutschland die tägliche Bewegungsempfehlung der WHO. Die Gründe: zu viel Autoverkehr, fehlende sichere Wege – und ein Denken, das das Auto zum Maß aller Dinge macht.
Schon Kleinkinder werden heute durch Laufräder und Fahrradanhänger früh ans Radfahren herangeführt. Doch ab dem Grundschulalter nimmt die selbstständige Mobilität wieder ab. Viele Kinder werden von ihren Eltern mit dem Auto chauffiert – aus Sorge vor dem dichten Straßenverkehr. Der Begriff „Elterntaxi“ ist längst traurige Realität geworden.
Dabei bringt das Fahrrad weit mehr als nur Bewegung: Es fördert Orientierung, Eigenverantwortung und soziale Kontakte – zentrale Kompetenzen für die kindliche Entwicklung. Doch durch die sogenannte Verinselung – also das von Erwachsenen gesteuerte Hin- und Herfahren zwischen Schule, Sportverein oder Freunden – fällt diese Entwicklung immer öfter weg. Hinzu kommt eine zunehmende Verhäuslichung, bei der Kinder den Großteil ihrer Zeit in geschützten Räumen verbringen – sei es in den eigenen vier Wänden oder im Auto der Eltern.
Die Lösung? Eine kindgerechte Infrastruktur, die auf sichere Rad- und Gehwege, Verkehrsberuhigung und kreative Konzepte wie Schulstraßen setzt. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert dazu unter anderem niedrigere Tempolimits, mehr Kontrollen und höhere Bußgelder für Falschparker. Denn: Nur wer sich sicher fühlt, lässt seine Kinder losziehen – auf zwei Rädern und mit einem Lächeln im Gesicht.
Politik und Stadtplanung stehen nun in der Pflicht, alltagsnahe, sichere Lösungen zu schaffen – individuell angepasst an jedes Wohnviertel. Denn pauschale Maßnahmen reichen nicht aus. Was es braucht, ist ein konsequentes Umdenken: weg vom Auto als Leitbild – hin zu einem Straßenbild, in dem Kinder wieder selbstverständlich mit dem Fahrrad unterwegs sein können.