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Blinker am Fahrrad bald Pflicht?

Das Bundesverkehrsministerium beabsichtigt, Fahrradblinker bundesweit zuzulassen. pressedienst-fahrrad sprach mit Ulrich Haase, Verkaufsleiter beim Lichtspezialisten Busch & Müller, der im Sommer mit dem „Turntec“ ein Blinkersystem für S‑Pedelecs vorgestellt hat. Ulrich Haase hebt hervor, dass die Einführung von Blinkern die Sicherheit erhöht, insbesondere bei Dunkelheit und bei Lastenrädern. Er betont jedoch, dass eine allgemeine Blinkerpflicht für Fahrräder nicht zu erwarten sei, da dies zu viel Unruhe führen würde, und adressiert damit Bedenken bezüglich einer verpflichtenden Anbringung solcher Systeme. Haase sieht technische Schwierigkeiten bei nicht-elektrifizierten Fahrrädern, die eine eigene Energiequelle für die Blinker benötigen, ist aber zuversichtlich, dass sich Blinker wegen ihrer Sicherheits- und Komfortvorteile durchsetzen werden.

Ulrich Haase – Quelle/Source [´www.bumm.de | pd-f´]

pressedienst-fahrrad: Herr Haase, Anfang des Jahres kam die Meldung, dass bald Blinker auch für Fahrräder zugelassen werden sollen. Die Reaktionen darauf polarisieren. Busch & Müller hat im Sommer ein Blinkersystem für S‑Pedelecs vorgestellt. Wie sehen Sie die aktuelle Meldung und welche neuen  Erkenntnisse ergeben sich daraus?

Ulrich Haase: Wir haben das Thema interessiert zur Kenntnis genommen und sind überrascht, was an Anfragen aktuell auf uns hereinprasselt. Wir freuen uns sehr darüber, da wir mit die Ersten sind, die das Thema gestartet haben und auch schon ein paar Jahre an unserem System arbeiten. Was jetzt allerdings an die Öffentlichkeit gelangt ist, wirft noch eine Reihe an Fragen auf.

pressedienst-fahrrad: Wie ist das zu verstehen? 

Ulrich Haase: Wir haben mit dem „Turntec“ einen Blinker in Vorbereitung, der für den Einsatz an S‑Pedelecs, mehrspurigen E‑Bikes und Fahrradanhängern zugelassen ist. Er erfüllt also die erforderlichen rechtlichen Anforderungen für diesen Einsatzzweck. Wir sind bislang davon ausgegangen, dass es sich bei einer kommenden gesetzlichen Änderung um Blinker für E‑Bikes handeln wird. Jetzt ist von Fahrrädern die Rede. Aber die Leistung eines Dynamos an einem nicht elektrifizierten Fahrrad ist zu schwach, um einen Blinker kurzfristig mit genügend Energie zu versorgen. Die Räder bräuchten also auch ein separates Akku-System. Dann stellt sich die Frage, ob der Gesetzgeber das zulässt und welche Mindestanforderungen die Akkus haben müssen. Welche Anforderungen an die Blinker gestellt werden, erschließt sich uns deshalb noch nicht. Hier fehlt uns bei den aktuellen Meldungen die Trennschärfe. Für E‑Bikes ist ein Fahrtrichtungsanzeiger sinnvoll und technisch einfach umzusetzen, bei normalen Fahrrädern wird es schwierig.

pressedienst-fahrrad: Eine Blinkerpflicht für alle wird es also nicht geben?

Ulrich Haase: Nein, von einer Verpflichtung für Fahrtrichtungsanzeiger für alle Radfahrenden gehen wir nicht aus. Das würde zu viele Turbulenzen erzeugen. Die gesetzliche Freigabe für Blinker wäre aber bereits eine tolle Sache.

pressedienst-fahrrad: Was sind eigentlich die Vorteile von Blinkern an Rädern?

Ulrich Haase: Ganz klar die höhere Sicherheit. Das Abbiegen mit dem Arm anzuzeigen funktionierte über Jahrzehnte super – aber nur tagsüber. Bei Dunkelheit wird der Arm nicht mehr gesehen. Ein anderer Punkt sind Lastenräder. Es ist schwierig, die Räder mit voller Beladung zu lenken, dabei zu bremsen und noch einen Arm zum Abbiegen zu nutzen. Auch ältere Personen mit schweren E‑Bikes kennen derlei Probleme. Oder wenn man bergab fährt und bremsen muss, bleibt meist keine Möglichkeit zum Anzeigen des Abbiegens. Außerdem ist es mittlerweile im Straßenverkehr normal, helles Licht und Blinklicht als potenzielle Gefahrenquelle zu erkennen. Wir sehen deshalb einen großen Nutzen für die Blinker und denken, dass sie sich durchsetzen werden, weil sie sicherheitsrelevant und komfortabel sind.

pressedienst-fahrrad: Es gibt aber kritische Stimmen, die meinen: Den Blinker am Fahrrad kann man gar nicht wahrnehmen, weil das Fahrrad zu schmal ist und bei Helligkeit der Richtungswechsel deshalb nicht zu erkennen ist. Stimmt das?

Ulrich Haase: Das ist sicherlich ein Argument, das allerdings auch schnell zu entkräften ist. Als Hinterherfahrender muss ich nicht zweihundert Meter voraussehen, wohin jemand vor mir abbiegt, sondern es reichen die letzten zwanzig, dreißig Meter. Die Blinker sind auch bei Tageslicht hell genug, damit sie auf diese Entfernung klar erkenntlich sind. Wir orientieren uns bei den Lichtwerten an den Vorgaben für andere Kleinkrafträder. Die Erkenntnis aus unseren Testfahrten ist deshalb, dass man die Blinker auch bei Tageslicht gut erkennt.

pressedienst-fahrrad: Wissen Sie, wann die Erlaubnis für Blinker umgesetzt werden soll? Es wird ja bereits von Januar geredet.

Ulrich Haase: Wann es genau eingeführt wird, können wir nicht sagen. Wir gehen aber davon aus, dass es noch ein paar Monate dauern wird.

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PatrickKreft

Mountainbike Rookie | Fotograf | Chefredakteur

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